Dankbarkeit und Wertschätzung, oder wie man das Glück in die eigenen Hände nimmt: Aus der positiven Psychologie weiß man schon eine ganze Weile, dass Dankbarkeit zu mehr Glücksempfinden und Zufriedenheit führt! Wie man das ganz praktisch üben kann und welche Rolle dabei die Negativitätstendenz unseres Gehirns spielt, darum geht es in diesem Beitrag.
Glücksfaktor Dankbarkeit
Unser Leben, jeder Tag, jede Stunde, jede Lebensphase, ist eine Mischung aus positiven und negativen Dingen. Das ist völlig normal und bei uns allen so. Der wichtige Punkt dabei ist, wir haben die Wahl, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Dankbarkeit und Wertschätzung in diesem Sinne wäre deshalb ein bewusstes Zuwenden und Anerkennen, des Positiven (alles was gut gelaufen ist, schön war, usw.). Dadurch kann ein Gefühl von Zufriedenheit und manchmal sogar Glück entstehen.
Dankbar sein bedeutet, die Dinge die im Leben gut laufen wahrzunehmen und wertzuschätzen, statt am Negativen kleben zu bleiben.
Achtsamkeit ist die Basis dafür: Sie hilft uns die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken, zum Beispiel auf das Hier und Jetzt und auf das Positive.
Das Gegenteil von Dankbarkeit ist
- ständig daran zu denken, was negativ ist, schlecht läuft, oder was man (noch) nicht hat und
- alles Gute als selbstverständlich nehmen (oder ganz übersehen)
In Studien wurde nachgewiesen: Wenn wir bewusst Dankbarkeit praktizieren, erhöht sich das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und damit auch das Glücksempfinden (Kreijtz et al, 2014).
Klingt eigentlich ganz einfach, oder?
Aber warum erinnert man sich am Ende eines Tages dann doch nur wieder an das, was nicht gut war? Obwohl realistisch betrachtet mindestens 85% des Tages super gelaufen sind?
Dankbarkeit und die Negativitätstendenz des Gehirns
Unser Gehirn hat sich im Laufe von Jahrmillionen sehr weit entwickelt. Allerdings leider nicht mit dem Ziel uns glücklich und zufrieden zu machen, sondern um zu überleben!
Aus Sicht der Evolution war es natürlich nicht so wichtig sich zu merken, wo die schönsten Blümchen blühen, oder wie wunderbar sich eine Pause anfühlt. Das einzige Ziel war am Leben zu bleiben: Fressen oder gefressen werden lautete die Devise!
Um zu überleben mussten wir uns merken, woher Gefahren drohen, welche Fähigkeit noch nicht perfekt ist und was wir üben müssen, um auch den nächsten Kampf zu gewinnen. Freude und Glück empfinden stand nicht auf dem Plan.
Aus diesem Grund hat unser Gehirn eine Tendenz dazu, Negatives leichter abzuspeichern. Man nennt das Negativ Bias oder Negativitätstendenz des Gehirns.
Rick Hanson, ein bekannter Forscher auf diesem Gebiet, hat dafür einen schönen Vergleich und sagt:
Negative Dinge bleiben in unserem Gedächtnis hängen, wie Wollfussel an einem Klettband, während Positives abperlt, wie beim Lotuseffekt.
Es ist also nicht unsere Schuld, wenn wir am Endes eines (eigentlich guten) Tages grübeln und schon wieder darüber nachdenken, was schief gelaufen ist, oder was wir besser machen könnten. Aber glücklich und zufrieden macht uns das natürlich nicht!
Die gute Nachricht dabei ist:
1. Wir können unsere Aufmerksamkeit steuern und
2. unser Gehirn ist lernfähig!
Mit ein bisschen Übung können wir es sogar “umprogrammieren” und dieser Negativitätstendenz entgegen wirken, indem wir die Aufmerksamkeit ganz bewusst auf Positives lenken. Dankbarkeit und Wertschätzung ist ein bewährter Weg dazu!
Neuroplastizität und wie unser Gehirn lernt
Inzwischen weiß man aus vielen Untersuchungen: Das Gehirn ist lernfähig und entwickelt sich ein Leben lang weiter. Man nennt das Neuroplastizität.
Dabei gilt ein simples Prinzip:
Das was wir oft machen, können wir besonders gut. Und wenn das, was wir tun auch noch mit positiven Gefühlen einher geht, speichern es die Synapsen in unserem Gehirn besonders gut ab.
Das Gehirn lernt also durch Wiederholung und Erfahrungen!
Einfach gesagt bedeutet das: Wenn wir täglich, immer wieder, bewusst die Aufmerksamkeit auf das Gute richten und die damit verbundenen, angenehmen Gefühle wahrnehmen, wird es allmählich immer leichter gelingen und schließlich zur automatischen Wahrnehmung werden.
Wenn ich allerdings hauptsächlich darüber nachdenke, was ich nicht so gut kann, was mich geärgert hat, oder was schief gelaufen ist, dann kann ich eben das besonders gut! Die eigene Wahrnehmung färbt sich je nach Aufmerksamkeitsfokus. Es ist wie eine Brillentönung, durch die man die Welt sieht.
Leicht zufrieden zu sein, ist ein Schlüssel zur Freude. (Marc Neppo)
Dankbarkeit – Das Wichtigste
- Wie wir das Leben empfinden, wird ganz entscheidend durch unsere persönliche Brille, die eigene Denkweise und Wahrnehmung, geprägt!
- An einem ganz normalen Tag laufen in der Regel mind. 90% gut und es gibt unzählige positive Momente. Unser Gehirn registriert das aber leider nicht (Lotuseffekt). Deswegen müssen wir das ganz bewusst üben.
- Ein Weg dazu ist Achtsamkeit, sowie Dankbarkeit und Wertschätzung.
- Der Lohn dafür ist mehr Zufriedenheit und Glücksempfinden!
Wie man Dankbarkeit üben kann
Im Alltag kann man Dankbarkeit und Wertschätzung ganz einfach üben. Im Grunde geht es nur darum, auch die angenehmen Dinge wahrzunehmen und ab und zu ganz bewusst den Blick auf das Positive und Schöne zu richten.
Am einfachsten gelingt das mit Wertschätzung für die kleinen Dinge des Alltags: Freudige Kinderaugen, ein leckeres Essen, Sonne auf der Haut, Frühlingsblumen die durch die Erde spitzen, ein Lob, oder nettes Gespräch … Es gibt unzählige Möglichkeiten, um dankbar zu sein. Die Kunst ist, auch Kleinigkeiten nicht als selbstverständlich zu sehen, sondern wert zu schätzen!
Aber auch das Bewusstsein für eigene Fähigkeiten, gute Eigenschaften, Talente, den eigenen Körper, die Gesundheit, können Anlass zur Dankbarkeit sein. Und vielleicht sogar die “Kleinigkeit”, dass wir in einem Land leben, in dem Frieden herrscht, Trinkwasser einfach so aus dem Wasserhahn kommt und wir frei unsere Meinung sagen dürfen :)
Praktische Dankbarkeits-Übung:
Nimm dir einen Moment Zeit und überlege wofür du heute dankbar sein könntest? Versuche mindesten 3 Dinge zu finden. Falls sich dabei ein gutes Gefühl einstellt, koste es richtig aus! Du musst aber nichts erzwingen, für den Anfang reicht es völlig aus, auch das Gute zu sehen. Mache diese Übung eine Woche lang jeden Tag und beobachte, was sich dadurch verändert (Stimmungslage, Gedanken, Zufriedenheit, … ). Wenn es dir gut tut, bleib dabei!
Verschiedene Möglichkeiten Dankbarkeit zu üben
Dankbarkeitsmeditation – in Kürze